Also, wenn der Satz "wenn wieder unzählige Zuwanderer kommen" im Forum so viel Zuspruch findet, dann bin ich raus.
Ich glaube nicht, dass der Satz selbst Zuspruch findet. Es ist ein Unterschied, ob ich Sachen selbst eins zu eins genauso sehe oder mich in Menschen hineinversetzen kann, wenn sie - aufgrund einer anderen Lebenslage - eine andere Auffassung haben.
Im Übrigen sollte eine Demokratie (und dazu zähle ich auch den Austausch im Forum) verschiedene Auffassungen zulassen.
Dass wir im Jahr 2015 eine hohe Zahl an Zuwanderern hatten, ist doch zunächst ein Fakt, unabhängig wie ich diesen Fakt bewerte.
Es geht doch nicht um individuelle persönliche Erfahrungen.
Richtig, nicht ausschließlich. Aber manchmal hilft die Erfahrung Sachen einzuschätzen. Wenn ich z.B. unzählige Steuererklärungen von unterschiedlichsten Bevölkerungsschichten gemacht habe, dann glaube ich schon, dass ich einen gewissen Einblick darin habe, was tatsächlich "verdient" wird. Dann können mich Meldungen: "Jeder Rentner hat im Monat 2.500,00 € zur Verfügung" nicht überzeugen.
Wenn ich den Arbeitsmarkt aus einer berufspraktischen Tätigkeit kenne, dann ist das anders als wenn ich blind auf Statistiken vertraue.
Wenn ein Sozialarbeiter vor Ort ist, dann glaube ich dem zunächst einmal eher aus seinem Erfahrungswissen, als einer Zeitungsmeldung. Selbstverständlich ist eine einzelne Erfahrung nicht repräsentativ aber eine Summe von Einzelerfahrungen sorgt dafür, dass ich nicht alles glaube, was irgendwo steht.
Es geht um aggregierte, makroökonomische Eckdaten.
Soso, die auch völlig zweckfrei sind?
Dass bei der Steuerpolitik die Big Five (bezahlt!) mitmischen, ist Dir aber z.B. schon bekannt?
Ich bevorzuge das Selbstdenken und selbst Hinterfragen, auch von makroökonomischen Eckdaten,
auch wenn es unangenehmer ist, als blind auf "Expertenmeinungen" zu vertrauen.
Wer taucht z.B. in der Arbeitslosenstatistik auf?
Diejenigen, die in einer Maßnahme sind, nicht.
Ab einem gewissen Alter gilt man auch nicht mehr als arbeitslos, obwohl man es faktisch ist.
"Für jedes zweite Unternehmen in Deutschland ist der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften bereits zum größten aller Geschäftsrisiken geworden...Besserung ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: In den kommenden Jahren werden absehbar so viele Arbeitnehmer in Deutschland in Rente gehen, dass ab 2030 rund sechs Millionen Erwerbstätige fehlen werden. In deutschen Handwerksbetrieben fehlen aktuell 250.000 Arbeitskräfte, die sofort eine Stelle bekommen könnten."
Richtig, dazu habe ich auch eine Meldung im Radio gehört, die insbesondere von wirtschaftsnahen Institutionen gebetsmühlenartig wiederholt werden.
Wenn man das weiß, warum bildet man nicht aus? Warum qualifiziert man keine Menschen?
Was ist mit den Arbeitslosen? Alle dumm und unqualifiziert?
Und nochmal: Differenzierst Du zwischen gezielter Zuwanderung in Mangelberufe (sehe ich kritisch für die Herkunftsländer) oder zählst Du auch Schutzsuchende dazu?
Das Problem ist, man will frische, junge, unkritische Mitarbeiter. Die sind billig und die kann man noch in die Richtung drücken, die man haben möchte.
Ü40 will man die Leute nicht mehr.
Wir haben bei Lehrern immer einen Zyklus von Mangel und Überfluss. Seltsamerweise lässt sich das nirgends so gut vorhersagen, wie bei Lehrern. Bekanntermaßen werden Kinder erst mit sechs Jahren eingeschult. Bis dahin habe ich Lehrer ausgebildet.
Aber so lange Lehrer noch ein mindestens Dreiklassenberuf ist (Angestellte bekommen weniger als ihr beamteten Kollegen, man hält immer noch am Staatsexamen fest, auch wenn sich jemand über Jahre anders qualifiziert hat, etc.), müssen wir uns nicht wundern.